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Dorfgemeinschaft Raesfeld steht auf dem Spiel – Leserbrief

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Die Politiker im Gemeinderat haben eine folgenschwere Entscheidung getroffen. Respekt dafür, dass sie sich dieser Verantwortung stellen. Zugegeben, mein Vergleich mag hinken, aber: Stellen sie sich einmal vor, den Kirchengemeinden würden noch mehr Kirchenbesucher und Steuerzahler davonlaufen. Das würde dazu führen, dass die „kirchlichen Einrichtungen“ unrentabel geführt, soziale Aufgaben nicht mehr wahrgenommen, Kirchen geschlossen oder einer anderweitigen Nutzung zugeführt würden. Gott sei Dank ist es ja noch nicht soweit gekommen! Noch sind die kirchlichen Finanzen gesichert. Aber wäre es für die Gläubigen ein Trost, sollte ihre Kirche anderweitig genutzt werden oder ganz verschwinden, dass noch andere Orte gibt, um sich zu begegnen?

Luftaufname Hotel Epping von Reinhard G. Nießing
Luftaufname Hotel Epping von Reinhard G. Nießing

Selbstverständlich kenne ich den Unterschied zwischen Haus und Gotteshaus. Trotzdem sehe ich Parallelen zum „Haus Epping“, denn es geht um die Zukunft unserer Dorfgemeinschaft. Wenn das alles abgerissen werden sollte, was zurzeit auf der kommunalen Agenda steht, dann befürchte ich den Verlust unserer dörflichen Identität. Man mag sich ja mittlerweile daran gewöhnt haben, dass auch von Raesfeld-Erle aus „Fernbusse“ nach Berlin fahren. Wer weiß, vielleicht wird in absehbarer Zeit eine stete Omnibusverbindung nach Hamminkeln eigerichtet, wo es im Kreis Wesel der Aufzählung nach doch 350 alternative Sitzplätze in Gaststätten geben soll? Was hat unser Dorf denn davon? Wir müssen nüchtern zur Kenntnis nehmen, dass sich die Gewohnheiten der Bevölkerung geändert haben und ein „Kneipensterben“ damit einhergegangen ist. Den Rest besorgte das politisch diktierte, strikte Rauchverbot, das den Gastwirten im sprichwörtlichen Sinne, die Luft zum atmen nahm. Warum eigentlich muss denn für jedes größere Event ein Riesenzelt auf der grünen Wiese aufgebaut werden? In Raesfeld häufen sich die Anlässe dafür, leider mit zunehmender Tendenz. Und noch etwas: Vielleicht möchte auch nicht jeder Gast in einem umgebauten Kuhstall, in einer kargen Halle, oder in einer Seniorenresidenz sein ganz persönliches Fest feiern?

Außenterrasse der Gasstätte Schulze-Böckenhoff
Außenterrasse der ehemaligen Gaststätte Schulze-Böckenhoff

Übrigens: Um dem vielbeklagten Schimmelpilz einen guten Nährboden zu verschaffen, reicht es doch völlig aus, ein Gebäude zehn Jahre lang ungenutzt im Regen stehen zu lassen. Ist das fahrlässig oder berechtigt, daraus die Begründung für den Abriss abzuleiten? Das zeigte in der Vergangenheit bereits der Umgang mit der historischen Hofstelle von „Schulze-Böckenhoff“ in Raesfeld. Neubauten innerhalb eines Dorfes wirken manchmal so wie ein Flugzeugträger im Yachthafen. Eigentum verpflichtet, unabhängig davon, wer gerade der Eigentümer ist. Sich darum rechtzeitig zu kümmern und die richtigen Konsequenzen zu ziehen, wären das Gebot der Stunde. Vor allen Dingen sollten die verantwortlichen Entscheidungsträger vielleicht einmal die “Menschen mitnehmen” und um Verständnis werben, nicht nur kurz vor Wahltagen. Sie aufklären und über ihre Absichten nicht im Dunkeln lassen. Voraussetzungen dafür wären eine klare Haltung, Kommunikationsbereitschaft, Meinungsaustausch – ggf. auch im scharfen Diskurs – und keine Menschenscheu. “Politiker, die Angst vorm Volk haben, sind wie wasserscheue Fische”. Mit diesem Zitat von Thomas Oppermann möchte ich schließen.

Reinhard G. Nießing
Südring 3, 46348 Raesfeld

Fotos: Reinhard G. Nießing

Dieser Artikel Dorfgemeinschaft Raesfeld steht auf dem Spiel – Leserbrief wurde erstmalig veröffentlicht auf Heimatreport.


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