Zum ersten Mal fand am Sonntagnachmittag ein Feldgottesdienst mit der „Alt-katholischen Kirchengemeinde St. Johannes“ aus Münster auf dem Preen´s Hoff in Erle statt.
„Erle hat mich völlig überrascht und ich habe nicht damit gerechnet, dass der Raum hier so voll wird“, so Pfarrer Reinhard Potts aus Bottrop.
Initiator des Feldgottesdienstes war Hubert Leiers aus Raesfeld. Nach seinem Kirchenaustritt vor einigen Monaten aus der römisch katholischen Kirche, hat der Biobäcker lange Zeit nach einer Alternative gesucht. „Mir missfällt an der römisch katholischen Kirche, dass Barmherzigkeit gepredigt wird, aber trotzdem Menschen von den Sakramenten ausgeschlossen werden. Gott lädt zu den Sakramenten ein. Dann ist aber plötzlich ein römisch katholischer Pfarrer da, der sich nach meinem Ermessen über Gott stellt und entscheidet, du bist homosexuell, oder du bist geschieden, was für mich nicht nachvollziehbar ist“, begründet der 45- Jährige seinen Austritt. „Dies war für mich der Grund dafür, dass ich zu den Altkatholiken konvertiert bin“.
Barmherzigkeit wird gepredigt, aber anders gehandelt
Hubert Leiers sei es völlig egal, wie er berichtet, ob nun ein Pfarrer verheiratet ist, oder zölibatär lebt. „Es betrifft mich im Moment auch nicht persönlich. Ich habe keinen festen Partner und strebe auch keine Partnerschaftssegnung an. Mir geht es eigentlich nur darum, dass es nicht zusammen paßt, wenn Barmherzigkeit gepredigt, aber anders gehandelt wird“.
Christlichen Glauben in der Welt von heute zu leben, das böte ihm, so Leiers, die Alt-Katholische Kirche.
Austritt aus dem Zölibat
Zu Problemen mit der römisch katholischen Kirche bekennt sich auch Reinhard Potts, der 2007 nach 20 Jahren normalen Dienst als Pfarrer aus der römisch katholischen Kirche austrat. „Nachdem ich mich als Priester in eine Frau verliebt hatte, mit der ich mittlerweile verheiratet bin, musste ich mir eine neue geistliche Heimat suchen“, so Potts. Seit 2007 hat der Geistliche bei den Alt-Katholischen seine Heimat gefunden. Potts bereut die Gemeinde Münster und Bottrop mit rund 400 Kirchenmitgliedern.
Keine Ausgrenzungen
„Bei uns wurde bereits 1878 dass Pflichtzölibat abgeschafft. Es gibt keine Beichtpflicht, es dürfen Frauen Priesterin oder Diakonin werden, wir segnen gleichgeschlechtliche und geschiedene Paare, wir wählen unseren Pfarrer und unseren Bischof selber und bei uns wird niemand ausgegrenzt“, erklärt Pott die Unterschiede zur römisch katholischen Kirche.
Friedrich Rest war einer von den rund zehn Raesfelder und Erler Christen, der an diesem Feldgottesdienst teilnahmen. Mit der zeitgeistigen Denkweise kann Friedrich Rest aus Raesfeld jedoch nicht viel anfangen. „Ich wollte mal sehen, was hier anders ist. Eigentlich nicht viel, Christen sind wir alle. Was die Großzügigkeit anbelangt, dafür bin ich aber noch nicht bereit“, betonte der Raesfelder nach dem Gottesdienst.
„Ich hoffe, dass sich bald etwas in der römisch katholischen Kirche tut. Leider sehe ich doch eher schwarz“, so Potts, der sich am Ende des Gottesdienstes den Fragen der Besucher in einer gemütlichen Runde bei Kaffee und Kuchen stellte.
Dieser Artikel Der Friede sei mit dir – 1. Altkatholischer Gottesdienst in Erle wurde erstmalig veröffentlicht auf Heimatreport.