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Albtraum Flucht – Fünf Familien leben im Erler Pfarrhaus

Seit letzem Freitag ist das leerstehende ehemalige Pfarrhaus in Erle mit Leben gefüllt. Vier Flüchtlingsfamilien aus Syrien, Irak und Nigeria hat die Gemeinde Raesfeld in Erle untergebracht. Die Hilfsbereitschaft und das Interesse an den neuen Nachbarn der Erler ist groß und freundlich.

Einen Begrüßungskuchen und selbstgepflückte Äpfel brachten am Mittwochabend die Jugendhausleiter Philipp Hatkämper aus Raesfeld und Tanja Regmann, Erle, persönlich vorbei.

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Keine Kontaktscheue zeigten Jugendhausleiter Philipp Hatkämper (Raesfeld) und Jugendhausleiterin Tanja Reckmann (Erle). Sie besuchten mit eine Abordnung die neuen Erler Flüchtlinge.Im Gepäck hatten sie Kuchen und selbstgepflückte Äpfel als Begrüßungsgeschenk.
Keine Kontaktscheu zeigten Jugendhausleiter Philipp Hatkämper (Raesfeld) und Jugendhausleiterin Tanja Reckmann (Erle). Sie besuchten mit eine Abordnung die neuen Erler Flüchtlinge.Im Gepäck hatten sie Kuchen und selbstgepflückte Äpfel als Begrüßungsgeschenk.

Regelrecht überwältig von der großen Herzlichkeit waren nicht nur Kinder, die seit einer Woche im Dorf leben. Wie all die Millionen Flüchtlinge hat auch jede hier wohnende Familien ihre eigene Geschichte.

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Die neuen Erler Flüchtlinge, Familie Al-Genany aus Bagdat, sowie die Brüder Juan und Hasan Aras und Osama Shedada mit Mutter, Schwester, Neffen und Nichte, alle aus Syrien, haben sich nach einer Woche in Erle gut eingelebt (v. li.).

Wie die 44- jährige Nadja Al-Genany. Sie floh aus Bagdad mit ihren zwei Töchtern Marwa (22 J.) Tabark (19 J.) und Sohn Ameer (13 J.). Mit ihrer Flucht riss die Mutter ihre älteste Tochter Marwa aus dem Studium der Politikwissenschaften. Tabark hatte noch ihr Abitur machen können, bevor sich die Familie auf den Weg über die Türkei, Richtung Deutschland machte. „Mein Vater wollte seine Familie vor der Al-Qaida in Sicherheit bringen. Deshalb verkaufte er unser Haus, dass Auto und lieh sich Geld bei Bekannten und Freunden, bis er die rund 20.000 Euro für die Flucht zusammen hatte“, berichtet Sohn Saafa. Der 24-Jährige lebt bereits seit vier Jahren in Marburg und studiert Politikwissenschaften. Dies ermöglichte ihm ein Stipendium in Bagdad.

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Der sechsjährige Zein aus Syrien  kämmte sich für das Pressefoto schnell noch die Haare. Schließlich will man(n) ja  gut aussehen!

Die Hoffnung stirbt zuletzt
Der Vater, von Beruf Ingenieur, ist noch im Irak und wird von der ganzen Familie schwer vermisst. Die Flucht für Mutter Nadja war ein reiner Albtraum. Nicht nur, dass ihre zwei bildschönen Töchter häufig von Männern belästigt wurden, sondern die Erinnerung an die schreckliche Flucht lässt Nadja in Tränen ausbrechen. „Wir fuhren sieben Stunden mit 40 Menschen in einem kleinen Schlauchboot über das Meer. Der Motor ging immer wieder kaputt und wir kamen in der Nacht nicht weiter“, übersetzt Sohn Safaa.

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Flüchtlinge gehen ins Boot
In solchen kleinen Schlauchbooten überquerten die Erler Flüchtlinge, wie viele andere auch, das Meer von der Türkei nach Griechenland. Teilweise bis zu sechs Stunden waren die Menschen damit auf dem Meer.

Damit das Gummiboot leichter wird und nicht untergeht, warfen alle Insassen ihre wenigen Habseligkeiten über Bord. Das Glück, endlich in Deutschland zu sein, ist der Familie regelrecht ins Gesicht geschrieben. „Wir hatten nur 20 Prozent Hoffnung, dass wir überleben. Wir haben es geschafft und ich bin glücklich“, so Nadja Al-Genany, in der Hoffnung, dass ihr Ehemann bald auch nachkommen kann.

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Familie Shehada auf ihrer Flucht in der Türkei. (640x360)

Mit dem Boot über das Meer kam auch der 24-jährige Student für Management und Ökonomie mit Mutter und Schwester aus Syrien. „Wir sind bereits vor einem Jahr, als die Al-Qaida in Aleppo immer näher rückte, in die Türkei geflohen. Kurze Zeit vorher zerstörte eine Bombe das Haus meiner Schwester. Zum Glück ist dabei niemand verletzt worden“, erzählt Osama Mustafa Shehada.

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Zeltstadt in der Türkei. Im Vordergrund Familie Shehada die warten, dass es wirgendwie weitergeht (640x360)
Notdürftige Zeltstadt in der Türkei

Wie die irakische Familie kam auch die Familie Shehada über das Meer in einem kleinen Schlauchboot. Darüber hinaus war er, sowie Juan Aras, der ebenfalls mit seinem Bruder Hasan in Erle wohnt, beim Militär. „Ich bin vor der Regierung geflohen, denn wer nicht zum Militär wollte, wurde erschossen. Viele meine Freunde und Kameraden sind tot. Das wollte ich meinem 16- jährigen Bruder ersparen“, erzählt Juan, der zwei Jahren auf der Flucht war.
Neben den Familien aus dem Irak und Syrien lebt noch ein Ehepaar aus Nigeria in dem Pfarrhaus.
Wie es weitergeht, wissen alle im Moment noch nicht. Der 14-jährige Ameer freut sich auf die Alexanderschule. Er möchte auch unbedingt in Erle Fußballspielen. „Ich hoffe, dass ich mein Studium in Deutschland weiterführen kann und wir alle in einem sicheren Land leben können“, so Osama.

Dieser Artikel Albtraum Flucht – Fünf Familien leben im Erler Pfarrhaus wurde erstmalig veröffentlicht auf Heimatreport.


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