Schulschluss, aber nicht für die Grundschulkinder der Plattdeutsch AG in der St. Sebastian Schule. Rund 20 Mädchen und Jungen stürmten nach einer kurzen Pause am Dienstagmittag um 12.45 Uhr. Ungeduldig scharrten sie mit den Füßen und warteten begierig auf ihre neue Vokabeln, denn jeden Dienstag dreht sich in den 45-minütigen Unterricht alles um die Fremdsprache „Plattdeutsch“.
Seit zwei Jahren unterrichten Richard Sühling vom Heimatverein und Annemarie Schulte Terhart die Kinder. Der Heimatverein hat sich mit der Zusammenstellung der Arbeitsmaterialien für die unterschiedlichen Altersgruppen viel Mühe gemacht, denn es gibt kein Lernwerk zu kaufen.
Eine weitere Schwierigkeit ist in diesem Jahr hinzu gekommen. Waren im letzten Jahr ausnahmslos Kinder aus der 4. Klasse im Unterricht, sind jetzt 16 Kinder aus der zweiten-, drei aus der dritten und fünf Kinder aus der vierten Klasse dabei.
Diese Tatsache stellte die „Sprachvermittler“ vor einer neuen Heraussforderung, denn bedingt durch den Altersunterschied haben die Kinder eine unterschiedliche Bildungsvoraussetzung sowie Erwartungshaltung. „Wir helfen uns jetzt nun so, dass die jüngeren Schülerinnen einen einfachen Satz vorgelegt bekommen den sie lernen müssen. In der restlichen Zeit dürfen sie dann ein Bild, passen zum Thema, ausmalen“, so Richard Sühling. „Die Kinder sind sehr zuverlässig und kommen regelmäßig“, freut sich der 78 Jährige.
Wie die achtjährige Luca Schmidt. „Ich möchte Platt lernen, weil meine Oma und mein Opa so sprechen und ich mich mit ihnen unterhalten will, auch mit der Freundin meiner Oma“, so Luca.
„Dass Erlernen der plattdeutschen Sprache finde ich ganz wichtig um die Neugierde der Kinder für etwas Neues zu wecken, aber natürlich auch, um ihre sprachlichen Schwerpunkte zu schulen. Und die Anmeldezahlen zeigen, dass ein sehr großes Interesse daran besteht“, so Schulleiter Thomas Schlüter.
Immer weniger wird in Raesfelder Familien Platt gesprochen. „Wenn wir unsere Sprache nicht weitergeben, dann ist das Plattdeutsch in zwanzig Jahren ausgestorben und dieses Kulturgut damit auf immer verloren“, betont Sühling. Darüber hinaus ist sich Sühling sicher, dass den Kindern mit dem Erlernen der alten Sprache etwas ganz Besonderes mit auf den Weg gegeben wird. Etwas, was sie so von niemanden lernen können – weder in der Schule und auch nicht später. Petra Bosse
Dieser Artikel 20 Sebastianschüler lernen Plattdeutsch wurde erstmalig veröffentlicht auf Heimatreport.