Deutsch für Flüchtlingskinder unterrichtet seit einigen Wochen Nadine Jensen in der St. Sebastian Grundschule. Hochkonzentriert kleben die Augen der sechs- bis zehnjährigen Kinder regelrecht an den Lippen ihrer Lehrerin. Täglich, vor dem regulären Schulunterricht, steht in den ersten zwei Stunden „Deutsch“ für die momentan fünf Flüchtlingskindern aus Syrien, Irak und Mazedonien auf dem Stundenplan.
„Das ist keine leichte Aufgabe, denn sie können weder lesen noch schreiben. Und wenn sie schon ein wenig schreiben können, dann von rechts nach links. Die Kommunikation ist schon schwierig, und streckenweise werden zur Verständigung Hände und Füße eingesetzt“, so Nadine Jensen. Unklar ist auch, ob einige der Schüler in ihrer Heimat schon eine Schule besucht haben.
Obwohl die Kinder momentan noch nicht viel verstehen, kleben sie mit großen Augen regelrecht an den Lippen ihrer Lehrerin. „Sie sind sehr wissbegierig und hochmotiviert und saugen quasi alles, was ich sage, wie ein Schwamm auf und lernen sehr schnell“, berichtet die junge Lehrerin.
Neben der Sprachbarriere gibt es noch eine Hürde zwischen Lehrerin und Schülern. „Es ist schwierig, die Kinder an die für uns üblichen Abläufe zu gewöhnen“, berichtet Jensen aus ihrer vierwöchigen Lernerfahrung. „Zum Glück gibt es hier bei uns an der Schule seit Jahren Unterricht „Deutsch als Zweitsprache“ für Kinder mit Migrationshintergrund. Dadurch haben wir bereits ein Konzept, auf das wir zurückgreifen und differenziert anwenden können“, so Schulleiter Thomas Schlüter. Sein größtes Problem als Schule war aber in jüngster Vergangenheit, dass immer mehr Flüchtlingskinder kamen. „Deshalb mussten wir uns strukturell erst einmal wieder neu organisieren. Nun aber verfügen wir über die Kapazität an Lehrerstunden um den Kindern den Unterricht zukommen zu lassen, den sie wirklich benötigen“, so Thomas Schlüter.
Das bedeutet letztendlich, viel Zeit für sprachlichen Austausch, der dank des großen Engagements der Raesfelder Bevölkerung, nun so gestaltet werden kann, dass die Kinder sinnvoll gefordert und gefördert werden. Im täglichen Wechsel kommen fünf freiwillige Helferinnen, die die Kinder individuell unterstützen in den Fächern Deutsch als Sprache und Mathematik. „Die Schwierigkeit im Moment besteht darin, dass immer wieder neue Flüchtlingskinder hinzu kommen und die Situation einer homogenen Gruppe immer wieder aufgelöst wird.
Das stetige Differenzieren und Fördern ist für uns schon eine Herausforderung“, so Schlüter.
Damit der Unterricht für die Kinder attraktiv bleibt, werden täglich unterschiedliche Situationen des Alltages einbezogen, wie der Bereich Schule, Einkaufen und Familie. „Besonders das Memory-Spiel ist sehr beliebt, weil die Kinder Bilder sehr gut mit Wörtern verknüpfen können“, so Jensen.
Für die entstehenden Sachkosten kann die Gemeinde pro Kind und Jahr 44 Euro zur Verfügung stellen.
Petra Bosse
Dieser Artikel Deutsch für Flüchtlingskinder in Raesfeld wurde erstmalig veröffentlicht auf Heimatreport.