„Ich liebe dir“, sagte Machmut aus Syrien und überreichte mit diesen Worten der Gruppenleiterin Petra Haasler lachend eine rosarote Rose aus Knetmasse.
Seit Anfang des Jahres betreuen Petra Haasler und Tanja Heyng die Kinderspielgruppe für Flüchtlingskinder und deren Eltern alten Schwesternwohnheim. Ein Angebot vom katholischen Bildungswerk Raesfeld und der Gemeinde.

Insgesamt elf Mädchen und Jungen im Alter von ein bis sechs Jahren sowie ihre Eltern aus Syrien, Eritrea und Nigeria kommen regelmäßig einmal wöchentlich zusammen, um gemeinsam zu basteln, malen, Spiele zu machen, oder je nach Wetterlage auch schon mal einen Spielplatz aufsuchen. „Es kommt auch vor, dass sie dann selbst gebackenen Kuchen oder landestypische Spezialitäten mitbringen, wie Tabula-Salat. Einiges davon ist manchmal für unseren Geschmack sehr gewöhnungsbedürftig“, gesteht Petra Haasler locker.

An diesem Mittwochnachmittag war Malen angesagt. Mitten in der Farbe auf dem Tisch, die Welt um sich herum völlig vergessen, saß die vierjährige Manessa aus Syrien. Gleich nebenan hantierte die Dreijähriege Fesar mit einem übergroßen Pinsel rum und versuchte Blau und Rot in Einklang aufs Papier zu bringen. Neugierig schaute ihr die kleine Schwester über die Schulter und versuchte alles nachzumachen. Eine umständliche Sache für die kleinen Händchen, denn der Pinsel war doch noch etwas zu groß für die Zweijährige. „Es macht sehr viel Spaß, mit den Menschen zu arbeiten. Besonders, weil wir immer wieder vor neuen Herausforderungen gestellt werden“, so Tanja Heyng. Während die Kinder gedankenverloren den Farben hingeben, sitzt Mutter Dorothee aus Eritrea mit am Tisch und versucht sich mit Händen und Füßen mit den anderen Eltern zu Unterhalten.

Schwierig, denn die aus Eritrea stammende Dorothee ist die einzige Person im Raum, die Englisch spricht. „Es ist eine ganz besondere Mutter-Vater-Kind-Gruppe. Das mit der Sprache ist schon schwer genug, aber was wirklich eine Herausforderung für uns ist, sind terminliche Absprachen. Hier treffen wir mit unserer deutschen Pünktlichkeit auf eine andere Zeitzone und auf ein völlig anderes Verständnis, was Zeit und Pünktlichkeit anbelangt. Daran mussten wir uns erst einmal gewöhnen “, so Haasler. Ausgleichend dafür sei aber, so Haasler, die absolute Offenheit der Kinder und der Eltern. Nicht nur, dass alle in der Gruppe sehr aufnahmefähig gegenüber Neuigkeiten sind, sondern sie haben den starken Willen und Wunsch, sich so schnell wie möglich in Raesfeld zu integrieren. „Das merke ich immer dann, wenn wir mit Dorothee englisch sprechen. Sie besteht darauf, dass wir nur deutsch reden“, so Petra Haasler.

Die Mutter-Kind-Gruppe geht noch bis zum Jahresende, dann sind die 40 gebuchten Gruppenstunden ausgelaufen. „Es ist besonders für angehenden Schulkinder gut, dass sie hier sind, denn dann können sie, wenn in die Schule kommen, schon ein wenig deutsch“, so Tanja Heyng, die zum Unmut aller Anwesenden auf die Uhr zeigte um damit das Ende für diesen Tag signalisierte. Petra Bosse
Dieser Artikel Multikulti – Vater-Mutter-Kind Gruppe für Flüchtlinge in Raesfeld wurde erstmalig veröffentlicht auf Heimatreport.