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Erle – Wo früher die Milchkannen klapperten

Neue Geschichtstafel vom Heimatverein Erle informiert über ehemalige Molkerei

Erle. Früher gab es in vielen Dörfern eine Molkerei, die die Milch der zahlreichen, meist kleinen Milchbauern verarbeitete, so auch in Erle an der Marienthaler Straße (61). Der Heimatverein Erle erinnert auf seiner 15. Geschichtstafel gegenüber dem ehemaligen Molkereigebäude an ein Stück Dorfgeschichte des letzten Jahrhunderts.Image may be NSFW.
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Hannes Kempken vom Heimatverein erläuterte den zahlreich erschienenen Nachbarn und Zeitzeugen ausführlich die Umstände, die Erle zum Standort einer Molkerei machten. Zuvor hatten schon einzelne Milchbauern ihre überschüssige Milch und selbst hergestellte Butter mit Pferdefuhrwerken nach Rhade zum Bahnhof gebracht, von so aus sie in Ruhrgebiet transportiert wurden.

19 Bauern gründeten 1927 die ,,Molkerei-Genossenschaft Erle, Üfte, Overbeck und Umgegend

Da die Nachfrage nach Milchprodukten in den rasch wachsenden Ruhrgebietsstädten zunahm, aber die leicht verderbliche Milch bei mangelnden Kühlmöglichkeiten möglichst zeit- und ortsnah verarbeitet werden musste, gründeten 19 Bauern 1927 die ,,Molkerei-Genossenschaft Erle, Üfte, Overbeck und Umgegend e.G.m.b.H.“ und bauten hier eine Molkerei. Dabei setzten sich die Westricher gegenüber den Östricher Bauern mit dem Standort in der Westrich durch.

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Täglichen Abläufe im Molkereibetrieb

Die anwesenden Zeitzeugen, ehemalige Mitarbeiter der Molkerei wie Gerd Nagel, Heinrich Breil, Ewald Brinkmann, Hannes Ossing und Hedwig Baumeister sowie Milchfuhrleute wie Alfons Wewers und Ernst Elvermann, die der Einladung des Vereins zur Aufstellung der Geschichtstafel gefolgt waren, konnten sich noch gut an die täglichen Abläufe im Molkereibetrieb erinnern.

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10 Milchfuhrleute holten zunächst mit Pferde-, ab den 1950er Jahren mit Schlepperfuhrwerken die Milch der Bauern von deren Höfen in 20 l Milchkannen ab, brachten sie zur Molkerei und später die leeren Kannen wieder zurück. In der Molkerei wurde die Milch in Zentrifugen gereinigt und pasteurisiert. Den Großteil der Milch verarbeitete man zu Butter, den Rest zu Trinkmilch. Mit Butter und Trinkmilch belieferte man neben den Großmolkereien im Ruhrgebiet und Münster auch die Lebensmittelhändler in Erle und Schermbeck. Die Nebenprodukte Magermilch und Buttermilch wurden teilweise an die Bauern und teilweise an Großmolkereien abgegeben. In der Molkerei arbeiteten ca. sechs Personen. Der Geschäftsführer mit seiner Familie und zwei bis drei Mitarbeiter wohnten über der Molkerei.

Richard Meyerratken war jahrelang Geschäftsführer der Molkereigenossenschaft

Der 92- jährige Richard Meyerratken war jahrelang Geschäftsführer der Molkereigenossenschaft. „Ich habe immer einen recht hohen Milchpreis für die Bauern erzielt und die Erler Butter wurde für ihre Qualität ausgezeichnet“, wusste er zu berichten.

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Doch der Trend zu stärkerer Mechanisierung und Rationalisierung zwang die vergleichsweise kleine Erler Molkerei 1973 zur Aufgabe. Die Molkerei-Genossenschaft wurde in eine Milchliefergenossenschaft mit eigenem Tankwagen umgewandelt. Dieser lieferte die Milch an eine Großmolkerei in Mühlheim. Heute gibt es gegenüber den 185 Milchbauern nach dem Kriege nur noch ca. 20 Milchlieferanten, die mit z. T. großen Milchviehherden und mehr als doppelter Milchleistung pro Kuh gegenüber früher insgesamt mehr Milch produzieren. Sie sorgen selbständig für den Milchabsatz.

Das Gebäude, dessen äußeres Erscheinungsbild auch heute noch weitgehend dem ursprünglichen entspricht, wurde 1973 verkauft und für einen Fleischgroßhandel genutzt. Heute ist es ausschließlich Wohnhaus.

Text: Carlo Behler-Fotos: H.Sch

Dieser Artikel Erle – Wo früher die Milchkannen klapperten wurde erstmalig veröffentlicht auf Heimatreport.


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