Quantcast
Viewing all articles
Browse latest Browse all 10154

Bauern vor der Wahl: Transparenz oder Skandal

Krisenmanager referiert beim AgrarForum vor vollem Haus

Unbedingte und gnadenlose Offenheit – Diese kommunikative Empfehlung gab Lebensmittelchemiker und Krisenmanager Prof. Dr. Ulrich Nöhle den Landwirten beim „AgrarForum Westmünsterland“ in Stadtlohn mit auf den Weg.

Image may be NSFW.
Clik here to view.
Sie freuten sich, Lebensmittelchemiker und Krisenmanager Ulrich Nöhle (3.v.l.) bei der diesjährigen Auflage des "AgarForum Westmünsterland" begrüßen zu dürfen (v.l.): Geschäftsführer Dr. Peter Epkenhans und Kreislandwirt Heinrich Emming von der Landwirtschaftskammer NRW, VR-Bank-Vorstand Georg Kremerskothen und Volksbank-Heiden-Vorstand Heinz Hüning als Vertreter der Genossenschaftsbanken im Kreis Borken sowie WLV-Kreisgeschäftsführer Jörg Sümpelmann. Foto: Stephan Wolfert, WLV
Sie freuten sich, Lebensmittelchemiker und Krisenmanager Ulrich Nöhle (3.v.l.) bei der diesjährigen Auflage des
„AgarForum Westmünsterland“ begrüßen zu dürfen (v.l.): Geschäftsführer Dr. Peter Epkenhans und Kreislandwirt Heinrich Emming von der Landwirtschaftskammer NRW, VR-Bank-Vorstand Georg Kremerskothen und Volksbank-Heiden-Vorstand Heinz Hüning als Vertreter der Genossenschaftsbanken im Kreis Borken sowie WLV-Kreisgeschäftsführer Jörg Sümpelmann. Foto: Stephan Wolfert, WLV

Rund 120 Anwesende in der damit vollbesetzten Gaststätte „Zum Breul“ verfolgten die Veranstaltung, zu der der WLVKreisverband, die Kreisstelle der Landwirtschaftskammer NRW sowie die Genossenschaftsbanken im Kreis Borken eingeladen hatten.

Qualitätsmanagement
Dass Nöhle sich neben Kommunikation in den letzten 30 Jahren vor allem auch mit Qualitätsmanagement in der Lebensmittelwirtschaft beschäftigt hat – und das bei Branchengrößen wie Kraft, Nestlé oder Nordzucker, bekamen die anwesenden Landwirte an diesem Abend immer wieder zu spüren.

Man durfte sich als Tierhalter schon das eine oder andere Mal geschüttelt fühlen, wenn der Professor mit zupackender Geste und klarem Blick Ausrufezeichen setzte, etwa zur Frage, ob man beispielsweise bei Hofführungen Dinge ausklammern dürfe, die emotional schwer vermittelbar seien: „Wenn Sie glauben, dass Sie auf Ihrem Hof etwas nicht zeigen können: Stellen Sie es ab, bevor jemand anderes ein heimlich gedrehtes YouTube-Video postet und die Medien den nächsten Skandal heraufbeschwören!“

Keine Gängelung
Nöhle machte zugleich klar, dass Landwirte dieses Transparenz-Gebot nicht als Gängelung empfinden sollten, sondern auch als Grundlage für Qualitätssiegel und damit verbundene Geschäftsmodelle, sowohl im internationalen Markt („Die Chinesen mögen spanisches und holländisches Fleisch, aber sie lieben deutsches“) wie auch im nationalen Markt, wo sich die Verbraucher viel stärker als früher mit dem Produkt identifizieren möchten.

Crowdfunding für Schweine

Branchenkenner Nöhle konstruierte zur Verdeutlichung das Beispiel „Crowdfunding für Schweine“ – In drei Sätzen: „Ich gebe dem Bauern 50 Euro dafür, dass er mir mein persönliches Ferkel groß zieht. Dessen Schweineleben kann ich per Webcam verfolgen und mit meinen Freunden bei Facebook teilen. Und nach dessen Schlachtung bekomme ich vom Boten fünf Schnitzel nach Hause geliefert.“

In seinem Grußwort hatte Georg Kremerskothen, Sprecher für den Agrarbereich bei den hiesigen Genossenschaftsbanken, zu Beginn auch auf Wertschöpfungspotentiale angespielt und auf den gestiegenen Wunsch nach Regionalität: „Umfragen zufolge sind Verbraucher bereit, 15 Prozent mehr für Ihre Lebensmittel zu bezahlen, wenn Sie wissen, woher es kommt.“ Dass sich auch diese Aussage erst noch der Realität an der Ladentheke stellen muss, stellte nicht nur Nöhle heraus, indem er anhand verschiedener Beispiele aus der gesamten Menschheitsgeschichte Schlaglichter auf die Doppelmoral der Gesellschaft warf: „Wir haben die Zehn Gebote – und verstoßen ständig dagegen.“

Verbraucher kaufen ihre Lebensmittel beim Discounter

Dazu nannte der Professor etwa diese Zahl: „46 Prozent der Verbraucher kaufen ihre Lebensmittel beim Discounter ein.“
Nach drei Stunden Vortrag und anschließender lebhafter Diskussion durfte Kreislandwirt Heinrich Emming in seinem Schlusswort resümieren: „Öffentlichkeitsarbeit fängt bei jedem einzelnen Landwirt an – und das direkt vor der Haustür.“
 
Der Kreisverband Borken im Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband (WLV), die Kreisstelle der Landwirtschaftskammer NRW und die Genossenschaftsbanken im Kreis Borken haben 2010 das AgrarForum Westmünsterland ins Leben gerufen. Inhalt der damit verbundenen Vereinbarung ist die Schaffung einer Informations- und Diskussionsplattform für landwirtschaftliche Unternehmer im Kreis Borken. Die drei Partner wollen die Rolle der Landwirtschaft in der öffentlichen Wahrnehmung festigen und bieten für interessierte Landwirte hochkarätige Vortragsveranstaltungen und Workshops an.   
 
Zum Thema: AgrarForum Westmünsterland
Der Kreisverband Borken im Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband (WLV), die Kreisstelle der Landwirtschaftskammer NRW und die Genossenschaftsbanken im Kreis Borken haben 2010 das AgrarForum Westmünsterland ins Leben gerufen. Inhalt der damit verbundenen Vereinbarung ist die Schaffung einer Informations- und Diskussionsplattform für landwirtschaftliche Unternehmer im Kreis Borken. Die drei Partner wollen die Rolle der Landwirtschaft in der öffentlichen Wahrnehmung festigen und bieten für interessierte Landwirte hochkarätige Vortragsveranstaltungen und Workshops an.  
 

 

Dieser Artikel Bauern vor der Wahl: Transparenz oder Skandal wurde erstmalig veröffentlicht auf Heimatreport.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 10154