Was Dominica in der Karibik kann, das können die Raesfelder im Westmünsterland doch schon lange! Neues von DeWo
Ethische Reiseziele
In der ‚Frankfurter Allgemeinen Zeitung’ wurde in dieser Woche was von „ethischen Reisezielen“ schwadroniert. Am Beispiel der kleinen Karibikinsel Dominica, die von irgendwelchen ökoreligiösen Umweltphantasten unter die ‚Top Ten‘ der ‚ethischsten Reiseziele‘ gewählt wurde.
Weil, „vor allem beim Umweltschutz macht man dort vieles richtig“, so die FAZ. Zum Beispiel machen die 25% ihres Stroms mit Wasserkraft. Toll, oder? Der Rest kommt allerdings mittels Dieselgeneratoren, die Krach machen und bestialisch stinken.
Von der CO2-Belastung wollen wir gar nicht erst reden. Kostet ja auch nur US$0.40/kWh, entspricht also in etwa deutschen Strompreisen, mit EEG und all diesem ökoreligiösen Firlefanz, den wir uns hierzulande gönnen. Trinidad und Tobago liegen auch in der Karibik, da sind die Strände auch feinsandig golden, und die machen ihren Strom für US$0.05/kWh, aber die sind eben kein ‚Ethisches Reiseziel‘.
Ethik ist eben teuer, gelle?
Aber Abhilfe ist in Sicht. Man will sich die Geothermie zu Nutze und damit die Dieselgeneratoren überflüssig machen. Dabei drückt man mit kaltem Wasser das heiße aus dem Erdinnern nach oben und kann dann damit Strom machen. Billiger. Das löst möglicherweise Erdbeben aus, weil alle dafür geeigneten Orte in einer Erdbebenzone liegen, aber das ist eben der Preis, den man für den Klimaschutz zahlen muss. Schwund ist eben immer. Und wenn man schon unter den ‚Top Ten der most ethical travel destinations‘ liegen will, dann sollte man über solche Petitessen wie ein kleines Erdbebenchen hier und da auch mal tunlichst hinwegsehen können, oder?
Der ‚Ethical Traveler‘ aus Raesfeld fährt also nach Düsseldorf, fliegt erstmal nach Paris und von dort nach Point á Pitre auf Guadeloupe und von da schließlich nach Dominica. Das sind schlappe 7 500 Kilometer, eine Strecke, macht so um die drei Tonnen CO2, die dabei in die Luft geblasen werden. Hin und zurück also sechs Tonnen. Pro Person. Kulant gerechnet.
Klimaschutz? – Na ja…
Aber eben ‚ethisch‘. Was will man mehr? Ich fliege nach Dominica in den Urlaub und verhalte mich ethisch vollkommen korrekt. Da jubelt die grüne Seele! Weil, da gibt’s den ‚ursprünglichsten, natürlichen Regenwald der Erde‘, der sogar UNESCO-Weltkulturerbe ist, mit Nebel- und Mangrovenwäldern. Fünf’n-fuffzich Orchideenarten gedeihen da. Also, den muss man doch einfach besucht haben! Als ‚Ethical Traveler‘. Zumal sie einem zum Frühstück auch noch Bio-Eier in die Pfanne hauen. Von freilaufenden UNESCO-Weltkulturerbehühnern gelegt. Sa-gen-haft!!!
Andererseits…
…Hühnerfrüchte von freilaufenden Hühnern gibt’s bei uns in Raesfeld auch. Kann man beim EDEKA kaufen. Oder beim REWE. Und Regenwald haben wir sowieso. Hinterm Schlosspark zum Beispiel. Ist zwar kein Weltkulturerbe, aber nass wird man da jedenfalls. Immer dann, wenn’s regnet. Sind auch keine Mangroven, sondern eher Fichten oder sowas, aber im Nebel stehen die auch oft genug.
Na gut, der Strand am Schlossteich ist zwar nicht sandig golden sondern eher grasig grün, aber ich hab da auch schon Leute in der Sonne liegen sehen. Okay, mit dem Windsurfen auf dem See ist da nicht allzuviel. Also, Wind gäb’s ja vielleicht genug, aber eben zu wenig See. Na gut, Abstriche müsste man diesbezüglich vielleicht machen. Aber trotzdem.
Robinson-Club in Raesfeld
Fehlt nur noch ein Hotel. Sowas haben wir in Raesfeld nicht. Da müsste mal das ‚Ortsmarketing Raesfeld‘ aktiv werden. Die sollten sich doch mal umhören. Vielleicht bei der TUI. So’n schicker ‚Robinsonclub‘, das wär doch mal was. Aber natürlich total ethisch! Was denn auch sonst?! Also nicht so’n fuffzehn-stöckiger Ballermann-Gästebunker wie auf Malle, sondern so mit aufgemotzten Holzhütten vom OBI, wie sie viele Leute für Rasenmäher, Schubkarre und Schneeschippe im Garten stehen haben. Solche könnte man auf die Wiesen beim Schloß pflanzen. Total naturbelassen und urig. Mit Wasser aus dem Brunnen und Plumpsklo und Kanonenöfchen und wo man nach dem Zubettgehen das Nachttischlämpchen mit’m Schlappen ausschlägt. Richtig Bio eben.
Animation
Für die Animation würde schon der Erler Heimatverein sorgen. So mit Fem-Eiche Gerichtsverhandlungen und plattdeutschen Theaterstücken (vielleicht tun’s ja auch die Pfarrgemeinderatssitzungen von St. Martin, keine Ahnung). Jedenfalls könnte ich mir vorstellen, dass das ‚Ortsmarketing Raesfeld‘ da schon was auf die Beine stellen würde, was den ‚Ethical Traveler‘ bei Laune hält.
Wär doch gelacht, wenn Raesfeld nicht auch im nächsten Jahr zu den Top-Ten der ethischsten Reiseziele zählen würde. Was Dominica in der Karibik kann, das können die Raesfelder im Westmünsterland doch schon lange, oder?
Einen ethisch-schönen Urlaub und ein klimaschützendes, schönes Wochenende
wünscht
DeWo
(der ein total ‚Unethical Traveler‘ ist, weil er dem ökoreligiösen Glauben nicht anhängt)
Dieser Artikel Der Beobachter – Klatsch und Tratsch (10) wurde erstmalig veröffentlicht auf Heimatreport.