Seit gut einem Jahr verfolgt der Raesfelder Mergiem Sherifi das Treiben seines großen Bruders Arijan Sherifi in der Berliner Boxerszene. Der 26jährige hat sich ein großes Ziel gesetzt: er möchte in diesem Jahr die Europastermeisterschaft gewinnen. „Am liebsten möchte mein Bruder gleich gegen einen Weltmeister boxen, denn Angst vor irgendeinem Gegner hat er überhaupt nicht“, sagt Mergiem, der die alle anfallenden Pressearbeiten für seinen in der Hauptstadt lebenden Bruder übernommen hat.
Die Familie Sherifi stammt ursprünglich aus einem kleinen Dorf im Kosovo. Vor über 20 Jahren wanderte die Familie nach Deutschland aus. Zuerst war es das Übergangsheim in Raesfeld, wo die fünfköpfige Familie lebte und die Familie fühlte sich in Raesfeld „gut aufgenommen“.
In der neuen Heimat fanden die Jungs schnell Fuß. Schon früh stellte der Vater die Talente für alle Kampfsportarten seines ältesten Sohnes fest, der bereits mit sieben Jahren mit Karate anfing. Mit 14 wechselte Arijan zum Kickboxen, mit 16 entschied er sich dann für den Boxsport in Dorsten und wechselte später zum VFB Hüls in Marl. Gleichzeitig machte der Sportler eine Ausbildung als KFZ- Mechatroniker im Autohaus Jacobs in Raesfeld.
Vater unterstützte immer seinen Sohn
Der Vater hat seinen Sohn, in allem was er tat, unterstützt und ermutigt. „Wenn ihr was erreichen wollt, müsst ihr am Ball bleiben. Das bezog sich besonders auf meinen Bruder Arijan. Deshalb hat er ihn auch viermal die Woche zum Training nach Marl gefahren“, erinner sich Mergiem. „Wichtig war ihm auch, dass wir Brüder immer zusammenhalten und ein Team sind. Er war nicht streng, hatte aber seine Prinzipien: keine Drogen keine Schlägerei. Wir sollten uns immer von den Problemleuten zurückhalten“, so Mergiem. „Ich bin sehr stolz auf meinem Bruder und würde alles für ihn tun. Das Gleiche ist aber auch umgekehrt der Fall. Mein Bruder vergisst seine Familie nie, obwohl er nun in Berlin lebt“.
Nicht immer nur leichte Wege
Nachdem sich das junge Talent im Jahre 2008 und mit 19 Jahren den westdeutschen Titel im Schwergewicht beim Länderkampf für Deutschland sicherte, kam dann das plötzliche Aus. „Meine Mutter hatte einen Schlaganfall, so dass mein Bruder sich in der Zeit voll auf ihre Genesung konzentrierte“, so Mergiem. Die Auszeit blieb nicht ohne Folgen für den Boxer, denn als er dann gut ein Jahr später zurück in den Ring stieg, hatte er 28 Pfund zugenommen. Dennoch arbeitete Arijan stetig an sein Comeback und ließ sich nicht unterkriegen. Er wollte seiner Familie beweisen, dass der Vater nicht umsonst all die Mühe auf sich genommen hat. Und er schaffte es. „In den Jahren 2011 und 2012 fightete er sich zur Deutschen Meisterschaft hoch und Profiställe sind danach auf ihn aufmerksam geworden“, erinnert sich Mergiem.
Mittlerweile wird der Raesfelder von Otto Ramin trainiert, Berater ist henry Maske. Sein Manager ist Thomas Kappen, der momentan die UEFA- Verträge und die anstehenden Olympischen Winterspiele für sein Zögling regelt.
Große Ziele gesteckt
Arijan lebt mittlerweile in Berlin in einer WG zusammen mit Schwergewichtboxer Erkan Teper und trainiert auch mit den Dorstener Tobias Voss. Beide hatten sogar schon zusammen einen Filmauftritt in „Das verhängnissvolle Angebot“. Mittlerweile hat sich der Raesfelder auf den siebten Platz der deutschen Rangliste hochgeboxt. „Bis Ende des Jahres will mein Bruder unter den ersten DREI sein in Deutschland und ich denke, das kann er gut schaffen“.
Trotz all den Wirbel um seine Person hat Mergiem Sherifi die Familie und seine Wurzeln nicht vergessen, und unterstützt unter anderem finanziell nun seinen Vater, der seine kranke Ehefrau zu Hause pflegt. Petra Bosse
Dieser Artikel Raesfelder Mergiem Sherifi unterstüzt Bruder Arijan beim Boxen in Berlin wurde erstmalig veröffentlicht auf Heimatreport.