Unterstützung des Klassenteams an der Borkener Förderschule / Noch Plätze für FSJ oder BFD ab Sommer frei
Kreis Borken (pd). Nur noch wenige Schritte, dann hat Janne (7) es geschafft. Gemeinsam mit Sophia Osskopp (24) ist sie mit ihrem Gehwagen unterwegs und übt das Laufen. Von ihrer Begleiterin motiviert, macht das fröhliche Mädchen einen Schritt nach dem anderen. „Das machst du richtig super“, lobt Sophia Osskopp.
Janne besucht das erste Schuljahr der Neumühlenschule in Borken, der Förderschule für geistige Entwicklung des Kreises Borken. Durch ihre Beeinträchtigung braucht sie im Schulalltag mehr Hilfe als andere Kinder – und da kommen Sophia Osskopp oder Merle Mecking (18) ins Spiel. Die 18-Jährige leistet gerade ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) an der Schule ab, ihre 24-jährige Kollegin hat dies vor wenigen Jahren ebenfalls getan und ist nun, nach der Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin, als Vertretungskraft wieder zurück. „Das war das beste Jahr, das ich machen konnte“, sagt sie rückblickend. Zu Beginn des nächsten Schuljahres sind an der Neumühlenschule wieder Plätze für ein FSJ oder für den Bundesfreiwilligendienst (BFD) frei.
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Neun Plätze für ein Soziales Jahr (fünf als FSJ, vier als BFD) gibt es an der Neumühlenschule. So ist in fast jeder der 13 Klassen jemand im Einsatz. Die Hauptaufgaben der „SoJas“, wie sie an der Schule abgekürzt genannt werden, liegen in der pflegerischen Unterstützung: So helfen sie den Kindern beim Essen, lagern sie um, unterstützen beim Waschen und Toilettengängen oder wechseln Windeln.
Darüber hinaus verstärken sie das Klassenteam im Unterricht. „Sie sitzen dann neben dem Schüler, der besondere Hilfe braucht, begleiten und motivieren ihn“, erläutert Silke Nürnberg, die stellvertretende Schulleiterin. Das ist von Schüler zu Schüler verschieden. So gehört bei manchen Kindern Lauftraining zum Tagesprogramm, bei vielen ist der Umgang mit Kommunikationshilfen von großer Bedeutung.
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„Wir unterstützen Schüler, die nicht so selbstständig sind oder machen dann auch mal spezielle Förderungsangebote“, erzählt Merle Mecking. Sie und die anderen „SoJas“ bleiben das Jahr über in „ihrer“ Klasse und können sich so genau auf die Bedürfnisse der Kinder einstellen.
Die Neumühlenschule besuchen Kinder mit einer geistigen Behinderung, vom Grundschulalter bis zur Sekundarstufe zwei. „Wir haben eine sehr große Bandbreite“, sagt die stellvertretende Schulleiterin. Das reiche von schwerstbehinderten Kindern bis zu denjenigen, die später sogar im ersten Arbeitsmarkt beschäftigt sind. „Ihnen allen gerecht zu werden, das ist die große Herausforderung.“. Neun Kinder, in den älteren Jahrgängen bis zu 13 Kinder, sind in einer Klasse.
Für die meisten Freiwilligendienstler ist das Jahr eine große Bereicherung, hat die Sonderpädagogin festgestellt: „Die meisten kommen direkt nach dem Abi, viele wollen erste Erfahrungen sammeln, weil sie später einmal in diesem Bereich arbeiten wollen.“ Auch Merle Mecking wollte nach der Schule erstmal „etwas Praktisches“ machen, Einblicke bekommen, bevor sie mit dem Sonderpädagogik-Studium beginnt.
„Sie übernehmen Verantwortung und man merkt richtig, wie sie über das Jahr reifen und erwachsener werden“, sagt Silke Nürnberg. „Man lernt etwas fürs Leben“, bestätigt Sophia Osskopp. Sie will nun die Fachlehrer-Ausbildung anschließen. „Das FSJ war super – und alles andere als Zeitverschwendung, wie manche vielleicht denken.“ Und für die Schule sind die Freiwilligendienstler wichtiger Bestandteil des Teams: „Ohne sie wäre unsere Arbeit nicht zu schaffen!“ Mit Janne arbeiten Merle Mecking und Sophia Osskopp auch über eine Art Sprechcomputer, einer der Kommunikationshilfen. Durch das Antippen verschiedener Bilder kann sie mitteilen, worauf sie Hunger hat oder was sie machen möchte.
„Die ‚Unterstützte Kommunikation‘ ist ein wichtiger Bereich“, erläutert Silke Nürnberg. Und durch das Üben und die Hilfestellungen macht die Siebenjährige gute Fortschritte. „Man hat jeden Tag Erfolgserlebnisse – entweder mit den Schülern oder selbst“, berichtet Merle Mecking. „Das ist ein schönes Gefühl – und es ermutigt, weiter zu machen!“
Wer ein Soziales Jahr an der Neumühlenschule machen möchte, sollte keine Berührungsängste haben und vor allem Empathie und Spaß an der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mitbringen. Auch die Bereitschaft, anderen Menschen zu helfen, pflegerische Aufgaben zu übernehmen, mit den Kindern zu spielen und sie zu unterstützen, sollte da sein. Bevor ein FSJ oder der BFD startet, gibt es für alle Interessierten immer einen Hospitationstag. „Dann sind sie von morgens bis nachmittags an der Schule und können gucken, ob ihnen die Arbeit liegt und ob das was wäre“, erläutert Silke Nürnberg.
Das Soziale Jahr beginnt immer im Sommer, zu Beginn des neuen Schuljahres. Über insgesamt fünf Wochen werden Seminare für die jungen Leute angeboten. Zusätzlich zur Arbeit in der Schule sind sie noch im Familienunterstützenden Dienst der Lebenshilfe tätig, da sie mit der reinen Schulzeit nicht auf die erforderlichen Stunden kommen. „Viele der SoJas sind dort auch nach dem Jahr noch tätig.“
Wer Interesse an einem Freiwilligen Sozialen Jahr oder dem Bundesfreiwilligendienst hat, kann sich direkt mit der Neumühlenschule in Verbindung setzen, Telefon: 02861/94320 oder per Mail an neumuehlen@versanet.de. Ansprechpartnerin ist die stellvertretende Schulleiterin Silke Nürnberg. Mehr Informationen über die Schule gibt es unter www.neumuehlenschule.de.
Zum Hintergrund: Die Kreis-Kita
Neben der Neumühlenschule bietet auch die Integrative Kreis-Kindertagesstätte in Borken Plätze für ein FSJ oder den BFD an. Die jungen Leute unterstützen die pädagogischen Fachkräfte in den beiden integrativen Gruppen und einer heilpädagogischen Gruppe. Die drei Plätze für den Start im Sommer 2017 sind bereits vergeben. Mehr Informationen zur Kreis-Kita gibt es unter www.hpk-borken.de
Dieser Artikel Soziales Jahr an der Neumühlenschule in Borken wurde erstmalig veröffentlicht auf Heimatreport.