Dr. Thomas Ostendorf spricht am kommenden Sonntag um 11.15 Uhr im Hamaland-Museum in Vreden
Kreis Borken (pd). Zu einem Vortrag unter dem Titel “Zehn Sekunden für ein Vater unser – Praktische Frömmigkeit im Alltag” lädt das Hamaland-Museum in Vreden am kommenden Sonntag, 28. Juli, um 11.15 Uhr ein. Sprechen wird Dr. Thomas Ostendorf, der Leiter des Westfälischen Museums für religiöse Kultur RELiGIO in Telgte. Er wird sich in seinem Vortrag mit dem Gebrauch all der Objekte befassen, die in der aktuellen Sonderausstellung des Hamaland-Museums gezeigt werden.
Unter der Überschrift “Der Herr wird’s richten – Zeugnisse häuslicher Frömmigkeit” präsentiert das Kreismuseum Borken noch bis zum 13. Oktober eine Auswahl von Devotionalien, deren Herstellung ihre Hochblüte in der Zeit von 1900 bis 1920 hatte. Auf einem imaginären Wohnungsrundgang findet der Betrachter all die Zeichen häuslicher Frömmigkeit, mit denen sich Menschen im 19. und frühen 20. Jahrhundert umgaben. Die Objekte stammen überwiegend aus der hauseigenen Sammlung, einige aber zum Beispiel auch aus dem Museum RELiGIO.
Herrgottswinkel, Weihwassergefäße, Kruzifixe und Schutzengel gehörten zum Teil noch bis in die sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts zur Einrichtung einer Wohnung im katholisch geprägten Westmünsterland. Die evangelischen Nachbarn schmückten ihr Heim mit einfachen Kreuzen und Spruchkalendern. In der Küche und auf den Fluren, in allen Schlafzimmern und Stuben hingen Kreuze und Weihwasserbecken. Das Elternschlafzimmer zierten zusätzlich Erinnerungsbilder an die Kommunion bzw. Konfirmation, Herz-Jesu- und Herz-Maria-Bilder. Dazu kam häufig über den Ehebetten ein sogenanntes “Schlafzimmerbild im Handtuchformat”, das sowohl ein religiöses, aber auch ein weltliches Motiv wie den Elfenreigen zeigen konnte.
“Schutzengel über dem Kinderbett, die Darstellung der Heiligen Familie bei der Arbeit in der Wohnstube und der Haussegen in der Küche scheinen uns heute kitschig und sentimental zu sein”, erklärt die Leiterin des Hamaland-Museums, Dr. Annette Menke. “Zeitgenössisch wurden diese Stücke als Andenken geehrt, als Gebetsaufforderung oder als mächtiges Symbol verstanden.”
Das Hamaland-Museum am Butenwall 4 in Vreden ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet für Erwachsene 2 Euro, Schüler zahlen 1 Euro.